Über die Butter
Es ist ziemlich aufregend, etwas tiefer in die ›Butter-Geheimnisse‹ der professionellen Küchen einzudringen, manchmal ist es spannender als ein guter Kriminalroman. Wie so oft ist es das petit detail, um hinter besondere Geschmackserlebnisse zu kommen. So ist der gezielte Einsatz von viel Butter in der Küche eine höchst wichtige Erfahrung, die ich für mich entdeckt habe.
Ich bin Traditionalist, denn ich nehme mir Zeit, Geduld und Butter zum Kochen – dann kann kaum etwas schief gehen.
Eine Erfahrung erfuhr ich über Joël Robuchon. Der 2018 verstorbene Koch, als bester Handwerkskünstler mit dem Titel Meilleur Ouvrier de France ausgezeichnet, (der höchsten
Kochauszeichnung Frankreichs), und vom Gault-Millau zum Jahrhundertkoch ernannt, verdankt seine Berühmtheit der Zubereitung von Kartoff elpüree. Man liest richtig – Kartoffelpüree !
Dieses Püree ist eine Offenbarung und hat nichts damit zu tun, was ›normal‹ zu Hause und in den herkömmlichen Restaurants als Brei auf die Teller kommt. Das Geheimnis ist die Butter, die er zu
den passierten La Ratte-Kartoffeln gibt, und zwar auf 1 kg Kartoffeln satte 1 kg Butter ! – Das erschreckt bestimmt jeden, aber man sollte es einmal probieren. – Der Wow-Effekt ist sicher
garantiert, es sei, man ist bekennendes Mitglied einer Veganer-Sekte oder psalmodierender Gesundheitsapostel.
Zweitens, die in der guten Küche den bewussten Einsatz von Butter wichtig macht : Es ist wieder ein petit detail – die Saucenbindung. Die berühmten Saucen von Paul Haeberlin
sind nach der Auffassung Curnonskys, genannt der Prinz der Gastronomie, der berühmteste Schriftsteller der Gastronomie in Frankreich im 20. Jahrhundert, gefertigt : Butter, Butter und nochmals Butter !
Aber das allein genügt nicht. Es kommt dabei auf zwei Dinge an : Die Bindefähigkeit des Saucenfonds und die Wirkung der Butter auf diesen Fond. Nur so viel : Die Sauce erhält eine perfekte
Konsistenz. Sie fällt auch nicht nach zehn Minuten auseinander, sondern ist im Normalzustand eine unauflösbare Verbindung eingegangen. Sie so zubereiten ist nicht leicht, aber mit Übung gelingt
es. Man hat eine Sauce, die so lecker ist, dass man versucht ist, sie pur wegzulöffeln.
Butter hat einen wunderbaren unverwechselbaren Geschmack, der fast alle Speisen unterstützt – sie kennt man schon, seit die Menschen Viehzucht betrieben haben und die älteste Darstellung ihrer
Herstellung ist 5.000 Jahre alt ! – Butter ist Kochtradition !
Wenn Gott nicht gewollt hat,
dass wir Salz und Fett essen,
wieso hat er dann dafür gesorgt,
dass beides so gut schmeckt ?
John Updike
in Harry (›Rabbit‹) Angstrom ∙ 1960
Eine Hommage auf Fernand Point und die Butter
Der Ruf »Butter, gebt mir Butter, immer nur Butter!« des französischen Kochs Fernand Point ist legendär. Oft geht es ihn um dieses kostbare Naturprodukt: »Eine Béarnaise ist nichts anderes als Butter, ein Eigelb, Schalotten, und ein wenig Estragon, aber es brauch Jahre der Praxis, bevor das Ergebnis perfekt ist«, behauptete er. – Wer wissen möchte, wie nach seinen Maximen dass weltbeste Spiegelei zu garen ist , natürlich mit viel Butter, versteht sich, der lese weiter …
Fernand Point * 25. Februar 1897 in Louhans; † 4. März 1955 in Vienne, war ein französischer Koch und wird als einer der Väter der Nouvelle Cuisine angesehen. Er brach mit den Traditionen
Escoffiers, indem er beispielsweise seine Küche verließ, um mit Gästen zu plaudern. Er betrieb das Restaurant La Pyramide in Vienne. Zu seinen Schülern zählten Paul Bocuse, Alain
Chapel, Francois Bise, Louis Outhier sowie Jean und Pierre Troisgros. Bei einer Größe von 1,92 m wog er zuzeiten 165 kg und hatte 169 cm Bauchumfang, den er in Anlehnung an
seinen täglichen Champagnerkonsum von einer Flasche »Magnum« nannte.
Wikipedia
Spiegelei à la Fernand Point
Zutaten für eine Person:
1 frisches BIO-Hühner-Ei, Größe L, 2 – 3 EL Butter, Fleur de sel, weißer Pfeffer aus der Mühle
In einer Pfanne bei ganz geringer Hitze ein größeres Stück Butter schmelzen lassen, so das sie sich gerade verbreitet. Ein frisches Ei behutsam über einen kleinen Teller oder Untertasse
aufschlagen und ganz vorsichtig auf die Pfanne gleiten lassen. Das Ei in der Butter schwimmend bei minimaler Wärme garen. Die Butter darf keinesfalls knistern oder gar braun werden. Das Garen
dauert etwa 15 – 20 Minuten. Evtl. einen Teller oder Deckel auf die Pfanne legen, damit das Ei auch von oben Wärme bekommt.
Das Eiweiß sollte am Ende des Garprozesses leicht gestockt und glänzend, aber noch cremige Konsistenz haben, das Eigelb warm und flüssig sein.
In der Zwischenzeit in einem kleinen Kasseröllchen ein weiteres Stück Butter auslassen.
Das fertige Ei auf einen angewärmten Servierteller legen.
Reichlich warme, frische Butter aus dem Kasseröllchen sanft über das Ei geben, das Eiweiß und nur das Eiweiß mit etwas Fleur de sel bestreuen und über das Spiegelei mit der 2 Drehungen der
Pfeffermühle weißen Pfeffer streuen.
Mit einem Streifen behutsam ausgebratenen Streifen Bacon und einer Scheibe frischen Baguette genießen.
Bei Point klingt das Ganze in der englischen Fassung
seinen Buches ›Ma Gastronomie‹ übrigens so:
»Place a lump of fresh butter in a pan or egg dish and let it melt – that is, just enough for it to spread, and never, of course, to crackle or sit; open a very fresh egg onto a small plate or saucer and slide it carefully into the pan; cook it on heat so low that the white barely turns creamy, and the yolk becomes hot but remains liquid; in a separate saucepan, melt another lump of fresh butter; remove the egg onto a lightly heated serving plate; salt it and pepper it, then very gently pour this fresh, warm butter over it.«
Die 3 weltbesten Buttersorten
Wie kann es auch anders sein, sie kommen alle drei aus dem Land der »Grande cuisine«:
Die traditionellste Butter von den Dreien ist wohl die »Beurre d’Isigny AOC«, deren Herstellung bis auf das 16. Jahrhunderts zurück geht. Die auf den saftigen Wiesen weidenden Kühe um
Isigny-sur-Mer in der Normandie fressen saftiges Gras, welches reich an Jod, Beta-Carotin und Spurenelementen ist. Dies spiegelt sich in der Qualität der Isigny Butter wieder: Sie ist goldgelb
und besitzt einen feinen zarten und langen Geschmack nach Haselnüssen.
Gleich hervorragend ist die »Beurre Echiré AOC« aus der Region Poitou-Charentes. Zwischen Loire und Atlantik, ziemlich in der Mitte von La Rochelle und Poitiers gelegen, liegt das kleine Örtchen
Échiré, was jene Butter so berühmt gemacht hat. Die erlesene Milch für diese Butter kommt ausschließlich von auf Weiden grasenden Kühen aus dem unmittelbaren Umland, dessen Weideland überreich an
herrlich aromatischen Kräuter und Gräsern ist. Die Butter Sie besitzt eine vollkommene Textur und ist von subtilem, nussigen Geschmack.
Schließlich noch die Butter von Beurrier Jean-Yves Bordier aus Saint-Malo. Die Milch für seine Butter-Kreationen stammt von Kühen der Region Ille-et-Vilaine, die ausschließlich von Heu und Gras
leben. – Die Butter des »Maître de beurre« schätzen große Häuser und große Köche wie Jean-Michel Lorrain, Olivier Roellinger, Guy Savoy und Alain Passard, um nur einige zu nennen.
Den kostbaren Umgang mit dem durch nichts ersetzbaren Naturproduktes Butter kann man auf der Webseite von Jean-Yves Bordier nachempfinden.
12 + 8 Butter-Mischungen ● Ein Kompendium
Eine kleine Auswahl klassischer französischer Buttermischungen zu Ehren der »guten Butter«
Zum Download auf das Bild klicken.
- Bercy-Butter
- Colbert-Butter
- Grüne Oliven-Butter
- Hummer-Butter
- Italienische Tomaten-Butter
- Kapern-Limonen-Butter
- Meerrettich-Butter
- Montpellier-Butter
- Pilz-Butter
- Portwein-Butter
- Schnecken-Butter
- Senf-Butter
sowie weitere acht schmackhafte Buttermischungen für Fleisch, Fisch und Gemüse mit vollständiger Zutatenliste
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